Die Energiewende – Stresstest für die Koalition?
Warum dramatisieren die FDP und Teile der CDU/CSU eigentlich nicht den enormen Preisanstieg bei Kohle, Gas und Öl der letzten Jahre? Dass sich allein der Ölpreis seit 2002 verfünffacht hat, müsste eigentlich zu einem Loblied der Regierungskoalition auf den Umstieg zu erneuerbaren Energien führen.
Noch dazu haben die erneuerbaren Energien in den letzten 15 Jahren fast 400 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das müsste einen Wirtschaftsminister Rösler eigentlich freuen. Das Gegenteil scheint der Fall – warum nur?
Seit zwei Wochen fordert der EU-Energiekommissar, Günther Oettinger, als Folge der »EU-Stresstests für Atomkraftwerke, eine Pflicht-Haftpflichtversicherung gegen AKW-Unfälle einzuführen«.
Hier könnte Deutschland einmal mit gutem Beispiel vorangehen und diese zuerst einführen. Schließlich bedrohen auch unsere noch laufenden AKWs unsere europäischen Nachbarländer. Nach zwei von Deutschland ausgelösten Weltkriegen würde so eine positive Vorreiterrolle von vielen Bürgerinnen und Bürgern unserer Nachbarländer sicher sehr positiv aufgenommen werden. Wir wären das erste Land der Welt, dass seine AKW-Betreiber verpflichtet, seine Atomkraftwerke kostendeckend Haftpflicht zu versichern. Die vom EU-Energiekommissar vor 1,5 Jahren in Auftrag gegebenen EU-weiten AKW-Stresstests haben eindeutig bewiesen, dass ein akuter Handlungsbedarf besteht.
Die Prämien-Kosten für eine kostendeckende AKW-Haftpflichtversicherung sind seit 20 Jahren ein »offenes Geheimnis«. Sie betragen laut einer von der BASLER Prognos AG 1992 durchgeführten AKW-Haftpflichtversicherungs-Studie ca. 2 € pro Kilowattstunde. Wenn die Atomkraftwerkbetreiber diese Kosten endlich selber bezahlen müssten – anstatt sie wie bisher zu 99% auf alle Bundesbürgerinnen und Bundesbürger abzuwälzen – würden sie ihre AKWs wohl freiwillig abschalten. Denn bereits heute kostet voll Haftpflichtversicherter Windstrom unter 0,1 €/kWh und voll versicherter Solarstrom unter 0,2 €/kWh.
Ohne Zweifel kostet der Umbau unseres Energiesystems auf erneuerbare Energiequellen Geld. Aber weiterhin abhängig von den bald versiegenden »fossilen und nuklearen Energiespeichern« zu bleiben ist keine Alternative. Denn die »alten dreckigen und hoch gefährlichen Energien« kosten die Zukunft unserer Kinder und die ist unbezahlbar!
Frank Winkler
Quelle: Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung (SZ)
Fotomontage: BUND
Siehe auch
- SZ-Artikel vom 15. Oktober 2012: »Energiewende – Die nächste Revolution«
- SZ-Artikel vom-16. Okt. 2012: »Strompreis entzweit Koalition«, »Energiewende – Jetzt geht’s los« und »Mit Reaktoren gegen Russland«
Sofort volle Haftpflichtversicherung für die deutschen Atomkraftwerke!
Die Kampagne wird getragen von der Ärzteorganisation IPPNW, der Neuen Richtervereinigung NRV, dem Bund Naturschutz in Bayern und dem BUND.
Jetzt online für eine volle Atom-Haftpflichtversicherung unterschreiben!